Reviews „En Tierra“

Vor fast 20 Jahren verließ Blanca Núñez ihr Heimatland. Aus den letzten 20 Jahren (2000–2018) stammen auch die Lieder auf diesem Album – das leichte Gepäck einer Reisenden zwischen Spanien und Deutschland. „Songs sind Koffer“, sagt sie, „aufblasbare Schlösser oder aufklappbare Strandzelte, unsichtbare, portable Orte.“ Die 38-Jährige hat eine angenehme, ungekünstelte Singstimme. Ihre Melodien sind klar, direkt, fassbar – und Spanisch ist eine wunderbare Sprache für Vokalisten. Man könnte sich diese zwei Handvoll Lieder in sehr verschiedenen Arrangements vorstellen: folkloristisch, poppig, rockig, sogar klassisch. Núñez‘ Band gibt ihnen jedoch einen ganz eigenen Zauber, umrahmt sie mit Jazzdeutungen, harmonischen Erweiterungen und klugen Einfällen. Vor allem Norman Peplow am Piano, zugleich der Hauptarrangeur, öffnet die Songs für andere Klangwelten. Akzente setzen auch Julian Bossert an drei Blasinstrumenten und Alfonso Garrido an Trommeln aller Art.

(Hans-Jürgen Schaal, Jazz thing 135)

„A record about home from a world wide wanderer who calls music her home,
a home that has never let her down. Certainly a world jazz date that
mixmasters modes with skill and style, you might never know exactly
where you are, but you always feel like you’re in the right place. One
of those low key, unassuming dates that always has the right vibe and
feel, this is one of those quiet gassers that’s hard to put down.
Well done.“

(Chris Spector, Midwest Record 06/05/20)

„… mit ihrem Quinteto hat sie eine sehr lebhafte und abwechslungsreiche Platte mit En Tierra
eingespielt. Dieser Jazz hat einen multikulturellen Anstrich, hier
fließen Folklore und Pop und Latin mit Jazz zu einer geschmeidigen
Fusion zusammen (…)

Diese Geschmeidigkeit streichelt die Seele, wirkt positiv und
erheiternd, birgt aber gleichwohl melancholische, verträumte und
nachdenklich geprägte Momente von zarter Schönheit, und dafür sorgen die
jeweiligen Solisten mit hoher Überzeugungs- und Darstellungskraft. Als
Beispiel nenne ich hier den Einsatz von Julian Bossert am Saxofon beim
Titelsong, er kleidet den Song mit viel Feingefühl und Emotion blendend
aus.

Dieser Jazz wirkt natürlich, wirkt menschlich, nie verkopft, sondern aus
der Tiefe der Seele für die Seele. Wesentlicher Bestandteil ist
natürlich der warme, zärtliche und weiche Gesang der Protagonistin. Zwar
ist dieser nicht vorrangig typischer Jazz-Gesang, gleichwohl davon
geprägt und die Freiräume dieser Musik nutzend. Doch könnte sich Blanca Núñez
durchaus auch gut im Bereich der Folklore oder des Folk Rocks bewegen.
Das wird dann auch unterstrichen in jenen Songs, in denen sie selbst
akustische Gitarre spielt.“

(Wolfgang Giese, Musik an sich)